Die USA sind ein Land, welches eine sehr bewegte und auch teilweise verworrene Geschichte aufweisen kann. In den einzelnen Staaten, die den großen Bund bilden, wird zudem die Geschichte aus sehr konträren Perspektiven betrachtet.
Kolonialisierung und Unabhängigkeit
Die Entwicklung der Vereinigten Staaten von Amerika hat ihren Ursprung in der Kolonialisierung durch europäische Einwanderer. An der Westküste landeten ursprünglich viele Holländer, Engländer und Franzosen. Im Süden breiteten sich vor allem Spanier und Portugiesen aus. Die ursprünglichen Einwohner des Landes, die Indianer, wurden durch die neuen Siedler mehr und mehr zurückgedrängt. Eingeschleppte Krankheiten und gezielte Angriffe ließen die Natives zu einer Minderheit werden. Mit dem Unabhängigkeitskrieg in den Jahren 1775 bis 1783 lösten sich die ersten dreizehn Bundesstaaten von der Kolonialherrschaft Großbritanniens. Dass die Vereinigten Staaten sich erfolgreich von England ablösen konnten, lag nicht zuletzt an der aktiven Mithilfe Frankreichs, das sich einen starken Verbündeten gegen seinen Nachbarn sichern wollte. Die Unabhängigkeitserklärung, die am 4. Juli 1776 von den Vertretern der dreizehn Kolonien unterzeichnet wurde, gilt noch heute als wichtigste Grundlage für die amerikanische Politik. In dieser Erklärung wurden erstmals gleiche und unveräußerliche Menschenrechte für alle Bürger verlangt. Diese Rechte sahen die Kolonisten unter der Herrschaft Großbritanniens regelmäßig missachtet, woraus sie folgerten, dass eine Loslösung von der Krone ihr naturgegebenes Recht sei. Erst 1787 wurde mit der Verfassung der Vereinigten Staaten die tatsächliche Staatsgründung besiegelt.
Die innere Spaltung
Aus der Erklärung allgemeiner Menschenrechte in der Unabhängigkeitserklärung wuchs in den folgenden Jahren eine Spannung, welche den Staatenbund aufzulösen drohte. Im Süden wurden für die Arbeit auf Baumwollplantagen und anderen landwirtschaftlichen Feldern Sklaven eingesetzt. Im Norden wurde die Sklavenarbeit durch die einsetzende Industrialisierung zunehmend überflüssig. Hier konnten die Menschen daher leichter erkennen, dass die Sklaverei den Grundsätzen des eigenen Staates widersprach. Anfangs wurde dieser innere Widerspruch durch vage Kompromisse abgemildert und ignoriert. Seit 1808 durften keine Menschen als Sklaven in die Vereinigten Staaten eingeschleppt werden. Da die Kinder der schon anwesenden Sklaven aber weiterhin als Eigentum behandelt werden durften, konnte die Sklavenpopulation in den Südstaaten dennoch weiter ansteigen. Mehrere Jahrzehnte war die gesamte Politik des Staatenbundes darauf ausgelegt, ein Gleichgewicht zwischen Sklavenhalterstaaten und Sklavereigegnern aufrecht zu halten. Die Aufnahme neuer Staaten wurde von der Stimme in Bezug auf Sklaverei abhängig gemacht. Keine Partei sollte im Staatenbund eine deutliche Mehrheit erreichen. Im Jahr 1861 erreichten die inneren Spannungen ihren Höhepunkt im amerikanischen Bürgerkrieg. Die Trennung in Norden und Süden ist den betroffenen Staaten zum Teil heute noch anzusehen. Der Süden, der als landwirtschaftlich geprägtes Land gegen den industrialisierten Norden kaum eine Chance hatte, wurde von verlustreichen Kämpfen überzogen. Auf beiden Seiten starben mehr junge Männer als in jedem anderen Krieg, der bis dahin und auch später mit amerikanischer Beteiligung ausgefochten wurde. Häufig standen sich auf dem Schlachtfeld Freunde gegenüber. Im Jahr 1865 gaben sich die konföderierten Truppen geschlagen und der Krieg war beendet.
Der erstarkte Staatenbund
So schlimm der Bürgerkrieg für die Betroffenen war, die USA, wie sie heute existieren, erwuchsen genau aus diesem Krieg. Während vorher ein lockerer Staatenbund bestand, in dem jeder Staat unabhängig Mitglied war, kam dem Präsidenten nun eine Macht zu, die alle Staaten zu einem einzigen Staat zusammenführen konnte. Die freiheitliche und industrialisierte Kultur der Nordstaaten wurde maßgeblich für alle Mitglieder des Staatenbundes. Auch wurde die Verfassung um ein generelles Verbot der Sklaverei ergänzt. Damit war der Weg für die Gleichberechtigung zwischen Schwarzen und Weißen frei. Allerdings dauerte es weitere 100 Jahre, bis die schwarze Bevölkerung die Gleichberechtigung in allen Bundesstaaten durchsetzen konnte. Besonders in den ehemaligen Sklavenhalterstaaten ist der Rassismus bis heute spürbar.
Die Ausbreitung nach Westen
Nach der Unabhängigkeitserklärung schlossen sich mehr und mehr Staaten den ursprünglichen dreizehn Staaten an. Dies geschah auf verschiedenen Wegen. Neue Siedler im Zentrum des Kontinents nahmen mehr und mehr Land in Besitz, bis sie sich zu einem weiteren Staat zusammenschließen konnten. Diese Grenzlanderfahrung von Menschen, die die Zivilisation verlassen, um die Wildnis zu erobern, gilt als eine der kulturellen Grundpfeiler der USA. Eine der größten Gebietsvergrößerungen stellte der sogenannte Lousiana-Purchase dar. Im Jahre 1803 kauften die USA die Kolonie Louisiana von Frankreich. Der Kaufpreis betrug 15 Millionen Dollar für über 2 Millionen Quadratkilometer Land, welches sich vom heutigen Louisiana am Golf von Mexiko bis nach Montana an der kanadischen Grenze erstreckte. Mit diesem Kauf wollten die USA sich in erster Linie den Hafen von New Orleans und den Zugang über den Mississippi sichern. Der Kauf führte jedoch zu einem Konflikt mit Spanien, die die Grenzen zu ihren Kolonien überschritten sahen. Spanien musste seine Ansprüche aber zurücknehmen. Auch Alaska wurde von den USA gekauft. Das russische Kaiserreich verlangte im Jahr 1867 rund 7 Millionen Dollar für das Gebiet. Im Krieg gegen Mexiko in den Jahren 1846 – 1848 annektierten die USA weitere große Gebiete, die vom heutigen Texas bis an die Pazifikküste reichen. Im spanisch-amerikanischen Krieg im Jahr 1898 kamen Hawaii und Puerto Rico hinzu. Puerto Rico gilt bis heute als Außengebiet und stellt keinen eigenen Bundesstaat dar.